Braucht es bei einer Zahnspange unbedingt ein Headgear?

Frage von Frau E.M.,

Sehr geehrter Herr Dr. Weber,

ich war mit meiner Tochter, 9 Jahre, beim Kieferorthopäden. Die Diagnose lautet:

OK: Transversal schmale Maxilla, Anteinklination der Front, unverseshrte Stützzonen, diverse Dreh- und Kippstände, Zahn 28 ist angelegt.

UK: Frontaler Engstand, ausgeprägte Spee-Kurve, diverse Dreh- und Kippstände, die dritten Molaren sind angelegt.
Biss: Sagittale Stufe distal 12 mm.

Der Kieferorthopäde schlägt eine feste Spange (Brackets) mit Headgear vor.

Ich bin sehr verunsichert, da ich zum einen noch nicht gehört habe, dass so früh (9 Jahre) schon eine feste Spange getragen wird. Meine Tochter hat ja teilweise noch Milchzähne, zwei wackeln auch gerade. Zusätzlich finde ich das Headgear problematisch, zum einen wegen ihres Alters generell, zweitens aber da sie an 4 Nachmittagen Leistungssport betreibt und auch ansonsten immer tobt und turnt – sie befindet sich nur in Ruhestellung, wenn sie schläft.

Denken Sie, die vorgeschlagene Behandlung ist (jetzt schon) angemessen oder sollten wir noch abwarten oder eine zweite Meinung einholen? Dem Laien fällt bei ihr nur die Stufe auf, keine „schiefen Zähne“ und sie selbst hat keine Probleme (weder optisch noch beim Essen) mit ihren Zähnen. Ist der Kieferorthopäde eventuell etwas übermotiviert, da wir privatversichert sind?

Ihre Einschätzung würde mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen

E. M.,

Antwort Dr. Weber:
Sehr geehrte Frau M.,

wir kleben feste Zahnspangen erst, wenn die Zahnwurzeln der betroffenen Zähne ausgewachsen sind. Hier würde ein Röntgenbild helfen.
Das weitverbreitete Headgear setzen wir nur noch extrem selten ein, da wir Sorge wegen des Zuges in die Nackenwirbelsäule haben.
Bei großer Stufe ist aber eigentlich schon Handlungsbedarf, beispielsweise wegen:
– schlechter Atmung im Schlaf (je nach Liegeposition)
– stark erhöhtem Risiko von Zahnunfällen bei Sport und Spiel
– schlechter Abbeißfunktion
– meist schlechtem Lippenschluss, usw.
ABER: die auszuwählende Apparatur ist nur Mittel zum Zweck. Und wenn Sie die Behandlung nicht verstanden haben, wird Ihr Kind dies spüren und auch unsicher sein. Der erste Keim zum Mißerfolg wäre schon gesetzt. fragen Sie doch beim Kollegen einfach nochmal nach denkbaren Alternativen, die gibt es doch meistens, viel Erfolg, viele Grüße an Ihre Tochter und:
gemeinsam schaffen Sie das!

Viele liebe Grüße
Ihr
Dr. Joachim Weber

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