Nichtanlage von Schneidezähnen: Lückenschluß oder Implantat?

Frage von Herrn F.C.:

Sehr geehrter Dr.Joachim Weber,
ein KFO stellte bei meiner 11jährigen Tochter fest, dass der 12er nicht angelegt ist, und der 22ger nur als Zapfenzahn existiert. Vermutlich dadurch sind die Frontzähne lückenhaft, zudem stehen wohl die Backenzähne auf der linken Seite nicht so aufeinander, wie es sein soll.

Der KFO sagte, meine Tochter könne dadurch schlechter kauen, zudem könnten evtl. irgendwann Kiefergelenksprobleme auftreten. Dann aber meinte er, so schlimm sei es nicht, und wir würden die Behandlung ein paar Jahre verschieben, da man auf den Zapfenzahn jetzt noch keine Krone installieren könne (wegen bevorstehendem Kieferwachstum).

Ein Implantat auf der anderen Seite solle nicht installiert werden, sondern „alles“ würde zusammengeschoben. Es sei eine Kassenleistung!

Ich schreibe Ihnen, da mich der KFO durch ein gewisses hin und her und bestimmte Äußerungen wie z.b. „Das wird sehr aufwendig und teuer!“ bis zu „So schlimm ist das nicht, wir warten ein paar Jahre!“, und andere Äußerungen komplett verunsichert hat.

Zudem widersprachen sich seine Kollegin und er in einem Punkte, da ich Gelegenheit hatte auch mit beiden alleine zu sprechen. Im Endeffekt wirkte der KFO auf mich, als wolle er sagen: „Ich möchte das nicht machen!“

Leider sind die Bilder nicht optimal, da ich Laienhaft vorgehen musste.

Es wäre sehr hilfreich für mich, wenn sie sich, trotz der mangelhaften Informationen, äußern könnten. Soll nur als meine ganz persönliche Orientierung dienen. Danke!
Mit freundlichen Grüssen FC

Antwort Dr. Weber:

Sehr geehrter Herr C.,

Bei Nichtanlage von Schneidezähnen gibt es grundsätzlich zwei Optionen:

1. Alle Zähne nach vorne bewegen
Vorteil bei diesem Weg ist, dass man zunächst tatsächlich zuwarten kann, da Zähne oft eine Wandertendenz nach vorne aufweisen. Nachteilig ist, dass die endgültige Korrektur erst in einem Alter erfolgt in dem andere Jugendliche bereits die Behandlung abgeschlossen haben. Außerdem ist die Verzahnung um einen Zahn versetzt und kann dann manchmal nicht gut zueinander passen. Dies kann jedoch mit Zahnmodellen vorab simuliert werden, um keine unguten Überraschungen am Ende der Behandlung zu erleben. auch die Zahnform im Frontbereich ist zu bedenken, da der aufgerückte Eckzahn meist bauchiger, spitzer und dunkelgelber ist, als der an der Stelle übliche Schneidezahn.

2. Lückenöffnung für ein Implantat
Vorteil hierbei ist die kosmetische Anpassung an den nicht vorhandenen Zahn und die Möglichkeit gleichartig wie den Zapfenzahn aufzubauen. So entsteht am Ende eine volle Zahnreihe.
Nachteilig ist der frühere Behandlungsbeginn und die längere Behandlungsdauer, da man die Lücke öffnen bzw offen halten muß. auch die Lebensdauer eines Implantates ist zu bedenken.

Die Entscheidung fällt also vor allem vor dem Hintergrund der Punkte „Aussehen“ und „Lebensdauer“ des Ergebnisses.

Die Gesamtkosten sind auf beiden Wegen sehr variabel, da es eine Vielzahl von Geräten gibt, die die Behandlung erleichtern könnten. Einen Kassenzuschuß bei Nichtanlage darf man erwarten.

Viele liebe Grüße
Ihr
Dr. Joachim Weber

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