Hallo Herr Dr. Weber, ich habe Sie vor einigen Wochen schon mal angeschrieben, allerdings weiß ich nicht, ob Sie die Mail erhalten haben. Ich bin 28 Jahre alt und habe seit Juni 2014 eine feste Zahnspange. Zusätzlich habe ich CMD und einen Überbiss von 6,5 mm. Ebenfalls habe ich Rheuma und Osteoporse. Der Überbiss wird mit den Gummis behandelt und laut Ihrer Aussage der Ärztin wird es besser. Meine Fragen: 1. Meinen Sie mit der Herbstschiene wäre es effektiver gewesen anstatt den Gummis oder kommt bei beiden das selbe Ergebnis raus? 2. Müssen Erwachsenen nach der Festen Spange auch eine Lose Spange Nachts tragen? 3. Ich habe Online im nachhinein sehr oft gelesen, dass es bei Erwachsenen mit einem Überbis ab 6,5 mm einen Zuschuss von der Krankenkasse geben würde? Hätte ich im nachhinein noch eine Chance, da eigtl. ein Gutachten am Anfang der Behandlung erstellt werden muss? 4. Welche KIG Einstufung wäre das ca bei mir mit dem Überbiss? Vielen Dank im Voraus.
Sehr geehrte Frau M.,
Ihre Fragen nehmen sehr starken Bezug zu Ihren individuellen Diagnosen. Individuelle Antworten hierzu sind sehr schwierig, daher kann ich nur allgemein antworten.
Bei Patienten mit CMD, Rheuma, Osteoporose arbeiten wir zunächst mit einer umfangreichen Kiefergelenksdiagnostik. Dies gilt für uns insbesondere dann, wenn bereits ein Fehlbiss besteht. Der Anhaltspunkt eines Überbisses von 6,5 mm kann dies auch bei Ihnen bedeuten.
Grundsätzlich kann jedoch ein Überbiss optisch auch entstehen durch eine reine Kippung der Zähne. Damit wäre die Kieferbasis, also der Knochen, nach wie vor in der richtigen Position.
Die Wahl zwischen Gummizügen, Herbst-Apparatur oder anderen Apparaturen machen wir von der Kiefergelenksdiagnostik abhängig. Ist der Gelenkkopf von Rheuma, Osteoporose oder ähnlichem befallen, kann sich die Auswahl der Apparaturen einschränken. Auch wenn muskuläre Probleme im Rahmen einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) vorhanden sind, ändert sich gegebenenfalls für uns die Auswahl der Apparaturen. Davon sind auch Effektivität und das angestrebte Ergebnis abhängig.
Wir beobachten sehr häufig eine schlechte Reaktionslage beim Überbiss, wenn rheumatische Erkrankungen begleitend vorliegen. Häufig ist dann das Ziel nicht stabil zu erreichen. Aus diesem Grund haben wir die Nachsorgeapparatur Bitainer entwickelt. Diese erlaubt eine langfristige Nachsorge bei instabilen Bisslageanomalien. Für die Zahnstellung gilt unabhängig vom Alter, dass nach der festen Zahnspange eine Nachsorgephase auf jeden Fall dringend zu empfehlen ist. Ob dies mit festsitzenden oder herausnehmbaren Apparaturen zu geschehen hat, entscheiden Sie im Zusammenspiel mit ihrem behandelnden Arzt. Erfahrungsgemäß reicht in den ersten Wochen jedoch eine Tragezeit von nur nachts meist nicht aus.
Die Zuordnung einer Behandlung zur kassenzahnärztlichen Versorgung und die Einstufung nach den KIG Richtlinien muss im Zusammenspiel mit Ihnen vor der Behandlung festgelegt werden. Dabei spielt der KIG Umfang jedoch nicht alleine die entscheidende Rolle. Auch die Art der Therapie und das Alter sind von Bedeutung. Liegt, wie vermutlich bei Ihnen eine Stufe von über sechs Millimetern vor, so muss die Behandlung gleichzeitig zwingend mit einem chirurgischen Eingriff verbunden sein, der die Einstellung des Unterkiefers in den Regelbiss sicher gewährleisten soll. Nicht ausreichend ist ein einfacher Eingriff wie beispielsweise die Entfernung von Weisheitszähnen.
Würde Ihre Behandlung während des Verlaufes umgestellt, also von Gummizügen auf operativen Eingriff, so ist es im Rahmen einer Einzelfallentscheidung der Krankenkasse überlassen zu entscheiden, ob sie einen Zuschuss bekommen.
Ich hoffe Ihnen hiermit weitergeholfen zu haben und wünsche Ihnen für Ihre Behandlung alles Gute
Ihr Doktor Joachim Weber