Frage von Frau B.M.:
Sehr geehrter Herr Dr. Weber,
bei meinem Sohn (13J) sind die Zähne 35 und 45 nicht angelegt (Aplasie). Können die Milchzähne erhalten werden bzw. was gibt es für Möglichkeiten diese recht lange zu erhalten?
Unsere Kieferorthopädin möchte die Milchzähne sofort ziehen und anschließend mit einer festen Spange die Zähne des Unterkiefers so verteilen, dass die entstandenen Lücken geschlossen werden. Uns erscheint das ein recht hoher Aufwand. Wir sind verunsichert, ob das gerechtfertigt ist.
Danke und viele Grüße.
Antwort Dr. Weber:
Sehr geehrte Frau M.,
eine in der Tat schwierige Entscheidung.
Das Entfernen bietet sich meist an, wenn die entsprechenden Weisheitszähne angelegt sind (also 38 und 48 bei Ihrem Sohn). Ein weiterer Grund wären fortgeschrittene Schäden an den Milchzähnen, wie tiefe Zahnfüllungen, Wurzelabbau oder Schwäche des Schmelzes mit Ausbrüchen. Ein frühes Entfernen ist günstig, um frühzeitig und mit Hilfe der Eigendynamik der durchbrechenden Backenzähne die Lücken zu schließen. Bei spätem Beginn dauert die Behandlung dann zwar länger. Man kann die Apparatur dann allerdings auch sehr gut im Mund verstecken.
Nach meiner Erfahrung ist die Verweildauer eines Milchzahnes aber nie absolut einschätzbar. Zur Unterstützung des Milchzahnerhaltes kann der Zahnarzt Schutzlacke aufbringen. Zudem sollte peinlichst Karies vermieden werden. Dann können auch Milchzähne viele Jahrzehnte überleben. Im Verlustfall könnte dann ein Implantat gesetzt oder die Lücke immernoch geschlossen werden.
Ein Tip: Beide Wege (Belassen oder Ziehen der Zähne) sind medizinisch vertretbar. Binden Sie Ihr Kind daher frühzeitig in die Frage ein und lassen das Bauchgefühl mitentscheiden. Denn letztlich muß sich Ihr Kind ein lebenlang mit der Entscheidung gut fühlen.
Viele liebe Grüße
Ihr
Dr. Joachim Weber